"Wir müssen uns fragen, für welche Zukunft wir eigentlich sparen, wenn diese Zukunft so still ist."
Liebes Publikum hier bei uns im Konzerthaus,
ich möchte Sie um Verzeihung bitten, dass ich heute vor dem ersten Ton das Wort an Sie richte, aber es geht nicht anders. Als ich das Programm des heutigen Abends geplant habe, ging es mir vor allem um das Erlebnis des Hörens. Das Werk von John Cage, „4,33“, mittlerweile ein Klassiker der Musikliteratur, ist eine auskomponierte Stille von viereinhalb Minuten. Und alles was in diesen viereinhalb Minuten geschieht, wird zum Teil der Kunst, Teil des gemeinsamen Zuhörens. Die Stille öffnet uns manchmal die Ohren und lässt uns anschließend mit anderen Ohren hören. Ich glaube an die Kraft des Zuhörens. Ich glaube daran, dass Zuhören einen Menschen verändern kann. Und dass gemeinsames Zuhören uns alle gemeinsam verändern kann. Dass es das gemeinsame Zuhören ist, das uns als Gesellschaft und als Gemeinschaft vereint, zusammenschweißt, weiterbringt, stärkt. Was ich nicht habe ahnen können, war, dass dieses Stück Stille am heutigen Tag – wenige Tage nachdem der Berliner Senat bekannt gegeben hat, dass er schon ab Januar kommenden Jahres, aber auch in den folgenden Jahren, Kürzungen in nie gekannter Höhe im gesamten Kulturresort vornehmen wird, Kürzungen, die in ihrer Kurzfristigkeit und Planlosigkeit existenzbedrohend sind – dass dieses Stück Stille am heutigen Tag nicht nur ein Erlebnis sein würde, sondern eine Warnung.
Wir werden die vielen Krisen der heutigen Welt nicht bezwingen, wenn wir nicht diese Orte haben, an denen wir im Zuhören vereint sind. Die Zeit, in der wir Musik nicht nur als Einzelner, sondern als Gesellschaft bitter benötigen, ist jetzt. Und wenn wir nicht aufpassen und diesen Schatz – die akustische klassische Musik, der wir in Europa so viel zu verdanken haben und eine Tradition, die über viele Jahrhunderte gewachsen ist – nicht beschützen und über Krisen und kurzfristige Entscheidungen hinwegtragen, dann wird dies endgültig sein, dann werden zukünftige Generationen an so wunderbaren Orten wie unserem Konzerthaus bald nichts mehr finden als Stille. Wurden diese Orte vor nicht einmal einer Generation aus Krieg und Zerstörung in einem wahnsinnigen Kraftakt wieder aufgebaut, um sie dann erstummen zu lassen? Wir müssen uns fragen, für welche Zukunft wir eigentlich sparen, wenn diese Zukunft so still ist.
Biography
Joana Mallwitz has been Chief Conductor and Artistic Director of the Konzerthausorchester Berlin since the start of the 2023/24 season, making her the first woman to lead one of Berlin's major orchestras. Since her acclaimed debut at the 2020 Salzburg Festival with Mozart's ‘Cosi fan tutte’, she has been one of the outstanding female conductors of her generation on the international stage.
Joana Mallwitz has also enjoyed great success with new productionsat the Semperoper Dresden, the Nationale Opera Amsterdam, the Royal Opera House Covent Garden, the Bavarian State Opera, the Frankfurt Opera and the Royal Opera House in Copenhagen.
She is a regular guest with major orchestras worldwide. These include the Bavarian Radio Symphony Orchestra, the Royal Concertgebouworkestre Amsterdam, the Vienna Philharmonic Orchestra, the Boston Symphony Orchestra, the NDR Elbphilharmonieorchester, the Philharmonia Orchestra London, the Munich Philharmonic Orchestra, the City of Birmingham Symphony Orchestra, Orchestre National de France, Orchestre de Paris...
Joana Mallwitz ist seit Beginn der Saison 2023/24 Chefdirigentin und künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin und damit die erste Frau an der Spitze eines der großen Berliner Orchester. Auf internationaler Bühne zählt sie spätestens seit ihrem umjubelten Debüt bei den Salzburger Festspielen 2020 mit Mozarts „Cosi fan tutte“ zu den herausragenden Dirigentinnen ihrer Generation.
Große Erfolge feierte Joana Mallwitz auch mit Neuproduktionen an der Semperoper Dresden, der Nationale Opera Amsterdam, am Royal Opera House Covent Garden, der Bayerischen Staatsoper, der Oper Frankfurt und dem Königlichen Opernhaus Kopenhagen.
Sie ist regelmäßig und weltweit bei den großen Klangkörpern zu Gast. Darunter das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Royal Concertgebouworkestre Amsterdam, die Wiener Philharmoniker, das Boston Symphony Orchestra, das NDR Elbphilharmonieorchester, das Philharmonia Orchestra London, die Münchner Philharmoniker, das City of Birmingham Symphony Orchestra, Orchestre National de France, Orchestre de Paris...
Nommée cheffe d'orchestre principale et directrice artistique de l'Orchestre du Konzerthaus de Berlin depuis la saison 2023/24, Joana Mallwitz est ainsi devenue la première femme à diriger l'un des principaux orchestres de Berlin. Ses débuts remarqués au festival de Salzbourg en 2020 avec "Cosi fan tutte" de Mozart ont confirmé sa place parmi les cheffes d'orchestre les plus remarquables de sa génération. Joana Mallwitz aégalement connu un grand succès à l'Opéra national d'Amsterdam, au Semperoper de Dresde, au Royal Opera House Covent Garden, à l'Opéra d'État de Bavière, àl'Opéra de Francfort, à l'Opéra royal du Danemark, à l'Opéra national de Norvège et à l'Opéra de Zurich.
En tant que cheffe d'orchestre symphonique,Joana Mallwitz a notamment dirigé l'Orchestre symphonique de la Radio bavaroise, l'Orchestre symphonique de la Radio de Francfort et l'Orchestre symphonique de la SWR, le Philharmonia de Londres, l'Orchestre philharmonique de Munich, l'Orchestre symphonique de la ville de Birmingham, l'Orchestre national de France, l'Orchestre de Paris et l'Orchestre symphonique de Göteborg. En tant qu'artiste du Musikverein de Vienne...
Schedule
14.12.2024 20:00
Konzerthausorchester Berlin
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384
Gioacchino Rossini
„Tanti affetti in tal momento“ - Arie aus „La Donna del lago“
Wolfgang Amadeus Mozart
"Ei parte...senti...ah no!...Per pietà, ben mio, perdona“ - Arie aus „Così fan tutte“ KV 588
Gioacchino Rossini
„Assisa ai pié di un salice“ - Arie aus der Oper „Otello“
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 97 C-Dur Hob I:97
Julia Lezhneva: Sopran
15.12.2024 11:00
Konzerthausorchester Berlin - Mozart-Matinee
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384
Gioacchino Rossini
Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 97 C-Dur Hob I:97 (1. und 4. Satz)
15.12.2024 16:00
Konzerthausorchester Berlin
Wolfgang Amadeus Mozart
Ouvertüre zu „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384
Gioacchino Rossini
„Tanti affetti in tal momento“ - Arie aus „La Donna del lago“
Wolfgang Amadeus Mozart
"Ei parte...senti...ah no!...Per pietà, ben mio, perdona“ - Arie aus „Così fan tutte“ KV 588
Gioacchino Rossini
„Assisa ai pié di un salice“ - Arie aus der Oper „Otello“
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 97 C-Dur Hob I:97
Julia Lezhneva: Sopran
Media
Features
Joana Mallwitz zu den Kürzungen im Kulturbereich
Wir werden die vielen Krisen der heutigen Welt nicht bezwingen, wenn wir nicht diese Orte haben, an denen wir im Zuhören vereint sind.